Der Stellenwert des Autos in den Städten ändert sich. Viele Kommunen legen in ihren Mobilitätsplänen nicht mehr den Schwerpunkt auf die Förderung des Autos, sondern führen eine autofreie Politik ein. Der Ansatz dieser Kommunen konzentriert sich auf Ziele des Gemeinwohls, wie Zugänglichkeit, Lebensqualität, Sicherheit und Gesundheit.
In der Publikation "Autofreie Kommunen: Ziele, Wirkungen und Rollen" untersucht das KiM Wissensinstitut für Mobilitätspolitik, wie und warum Kommunen autofreie Politiken umsetzen, welche Wirkungen autofreie Maßnahmen haben und wie das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft (IenW) dabei mitwirken kann.
Ziele der autofreien Politik
Die Kommunen verfolgen eine autofreie Politik aus verschiedenen Gründen. Oft geht es darum, die Qualität des Lebensumfelds zu verbessern, das Zufußgehen und Radfahren zu fördern, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Ein weiterer Grund ist die Freigabe von Flächen für andere städtische Funktionen wie Grünflächen oder Wohnraum.
Gründe und Bedingungen für autofreie Maßnahmen
Inwieweit eine autofreie Politik ein wirksames Instrument für Gemeinden ist, um diese Ziele zu erreichen, hängt von mehreren Aspekten ab, die häufig mit der Bevölkerungsdichte zusammenhängen. Erstens spielt der Grad der Beanspruchung des öffentlichen Raums und des Lebensumfelds in einer Gemeinde eine wichtige Rolle. Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, in denen Platz ein knappes Gut ist, wiegt der Flächenverbrauch durch die Autoinfrastruktur oft schwer. Durch eine Neuordnung dieses Raums können die Gemeinden die Gesundheit, die Lebensqualität und die Sicherheit der Bewohner in diesen Gebieten verbessern. In weniger dicht besiedelten Gebieten sind diese Vorteile oft geringer, da der Platzmangel ein geringeres Problem darstellt. Außerdem wiegt dort der Hauptnachteil einer autofreien Politik, nämlich die geringere Erreichbarkeit mit dem Auto, schwerer. Schließlich sind die Bewohner dieser Gebiete häufiger auf das Auto angewiesen. Eine zweite Voraussetzung für den Erfolg ist das Vorhandensein ausreichender Alternativen, mit denen die Bewohner Einrichtungen und Arbeitsplätze erreichen können (Autoabhängigkeit). Nur wenn es genügend Alternativen zum Auto gibt, erscheint es sinnvoll, autogerechte Maßnahmen einzuführen. In den untersuchten Randstad-Städten sind diese Alternativen relativ stärker verbreitet als außerhalb. Denken Sie an öffentliche Verkehrsmittel und Einrichtungen, die mit dem (Elektro-)Fahrrad oder zu Fuß erreichbar sind. In Städten außerhalb der Randstad ist die Abhängigkeit vom Auto tendenziell größer. Dort gehen autofreie Maßnahmen an bestimmten Orten häufiger Hand in Hand mit der (weiteren) Förderung der Autonutzung an anderen Orten.
Die Rolle des Ministeriums für IenW
Das IenW-Ministerium kann die autofreie Ausrichtung der kommunalen Mobilitätspolitik in mehrfacher Hinsicht antizipieren. Die grundlegenden Ziele, die die Städte und Gemeinden mit einer autofreien Politik verfolgen, sind den allgemeinen Wohlfahrtszielen, die auch das Ministerium verfolgt, sehr ähnlich. So könnte das Ministerium die Kommunen bei der Umsetzung bestimmter autofreier Maßnahmen unterstützen, beispielsweise durch die Bereitstellung finanzieller Mittel, die Erstellung von Leitlinien oder die Verbreitung von Wissen. In manchen Situationen können lokale autofreie Maßnahmen die nationalen Ziele behindern. Dies ist insbesondere bei Maßnahmen der Fall, die den lokalen Verkehrsfluss beeinträchtigen und damit potenziell zu zusätzlichem Verkehr auf den Umgehungsstraßen der Stadt führen. Dann können die Interessen der IenW am Durchgangsverkehr auf dem Hauptstraßennetz ins Spiel kommen. In solchen Situationen ist eine angemessene Abwägung zwischen den Zielen einer autofreien Politik und der Erreichbarkeit der Hauptverkehrsstraßen erforderlich. Die Kommunikation zwischen dem Ministerium und den Kommunen über dieses mögliche Spannungsfeld ist wichtig. Dabei könnte das IenW auch den Wissensaufbau über die möglichen nationalen Auswirkungen solcher Maßnahmen fördern.
Originalartikel von Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft. Übersetzt von Dutch Cycling Embassy.